Pattensen
Mittwoch, 19.03.14 - 11:35 Uhr

Wird die historische Domäne Calenberg bald von Industrieanlagen eingekreist?

Der Heimatbund Niedersachsen will die Umgebung der Domäne Calenberg so erhalten, wie sie momentan ist.

Als Gut der Welfen ist die Domäne Calenberg in Schulenberg landläufig bekannt. Vor drei Jahren wurde das historische Ensemble von der Familie Morzynski erworben. Nun droht dem Bauwerk und der hier noch naturnah und unverbaut ihren Lauf suchenden Leine Ungemach: Die historische Domäne soll auf ihrer - historischsten - Seite von Fabrikationsanlagen eingekreist werden.

schulenburg. 

Der zu erwartende Schwerlastverkehr wird für die ebenfalls historische Brücke zu einer zusätzlichen Belastung führen und auf Dauer nicht zu ertragen sein. Um dieses Vorhaben zu realisieren wird extra ein Löschungsverfahren der Mühleninsel aus dem Landschaftsschutzgebiet vorbereitet. "Letzteres ist für uns völlig indiskutabel, zumal es sich um ökologisch wertvolles Grünland in unmittelbarer Nähe zu einem naturnahen Gewässerverlauf handelt", erklärt Heinz-Siegfried Strelow, Präsiden des Heimatbundes Niedersachsen, dazu. Er verweist darauf, dass das Gebiet im Hochwasserschutzbereich liegt und sich hier überdies ein Brutbereich des auf der Roten Liste bedrohter Arten stehenden Eisvogels sowie ein seltenes, isoliertes Vorkommen der Gebirgsstelze befindet.

 

Nachdem im Dreißigjährigen Krieg 1636 die alte Feste Calenberg aus strategischen Gründen als fürstlicher Wohnsitz zugunsten der Stadt Hannover aufgegeben worden war, wurde an ihrer Stelle die nun neue Residenz für den politisch zunehmend mächtiger werdenden Teil des welfischen Besitzes, der 1692 zum Kurfürstentum Hannover aufsteigen konnte, namensgebend. Seit 1690 wurde die Feste Calenberg abgetragen. Heute sind nur noch wenige Reste der alten Ruine erhalten, die weiter verfällt.

 

Im Zeitalter des Absolutismus entstand, beginnend mit Herzog Johann Friedrich, im Stile des Barock unweit auf der linken Seite der Leine dafür ein neuer und größerer Amtssitz. Er sollte bis weit in das 19. Jahrhundert hinein für die Menschen im Calenberger Land die mittlere Verwaltungsbehörde bilden. Hier mussten in natura die landesherrlichen Dienste und Abgaben des gesamten Amtsbereiches Calenberg geleistet werden. Auch wurde hier einige Jahrhunderte hindurch Recht gesprochen. Die weitläufigen Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Domäne Calenberg, die in neuerer Zeit für die Welfenfamilie auch einige Jahrzehnte Wohnsitz (Hausgut) gewesen war, sind sie wichtige Überreste der Geschichte des Amtes und der Großvogtei Calenberg und für heimatverbundene Menschen des Calenberger Landes bis in die Gegenwart identitätsstiftend.

 

"Wir haben es hier mit einem kulturellen Monument unserer Regionalgeschichte zu tun, die bis in das 12. Jahrhundert lückenlos zurück, nachweisbar ist. Aus diesen Gründen spricht sich der Heimatbund Niedersachsen dafür aus, dass für Industriebauten geeignetere Gelände gesucht werden, als die landschaftsgeschützte Mühleninsel "Calenberger Mühle" bei Schulenburg und wird das Vorhaben kritisch begleiten", so Strelow.

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