Laatzen
Freitag, 19.05.17 - 15:59 Uhr

Vom Notfallkoffer zum ganzen Maßnahmenpaket

Zehn Jahre diakonische Familienarbeit

Stehen überzeugt hinter dem Konzept des "Umsonstladens für Babyerstausstattung": Ingrid Röttger, Jürgen Köhne, Monika Brandt-Zwirner, Harald Gerke und Detlef Brandes (von links nach rechts9.

Die diakonische Familienarbeit im Kirchenkreis Laatzen-Springe startete vor zehn Jahren. Jetzt wurde Bilanz gezogen.

LAATZEN. 

Angefangen hat es mit einem Koffer, gefüllt mit der Erstausstattung für ein Neugeborenes. Heute unterstützt der Diakonieverband Hannover-Land junge Familien in Notsituationen nach der Geburt mit einem ganzen "Umsonstladen für Babyerstausstattung" und mit Angeboten wie "wellcome" und "Familien stärken". Zum zehnjährigen Bestehen kamen neben den Vertreterinnen und Vertretern der Diakonie, Superintendent Detlef Brandes, Laatzens Bürgermeister Jürgen Köhne und die Leiterin des JobCenters Region Hannover, Dietlind Osterkamp, in die Arche der Thomasgemeinde in Laatzen zusammen.

 

"Wir schaffen mit unserer Arbeit einen Rahmen, um den Segen Gottes weiterzugeben", mit diesen Worten begrüßte Geschäftsführer Harald Gerke seine Gäste. Er dankte den vielen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen in der Diakonie, den Unterstützern und hier insbesondere der Kirchengemeinde, den Geldgebern, Kooperationspartnern und Akteuren und den Verantwortlichen in den Gremien für die Unterstützung und konstruktive Zusammenarbeit. Die Pastorin der Thomas-Kirchengemeinde, Heike Linke, begrüßte die Gäste mit einer kurzen Andacht. Darin nahm sie das Selbstverständnis ihrer Gemeinde in den Blick, die mit dem Symbol der Arche zum Ausdruck bringt, dass Kirche offen ist für alle Menschen, ganz gleich welcher Herkunft.

 

In ihrem Rückblick zu den Anfängen der diakonischen Familienarbeit erinnerte sich Eva Maria Zabbee, Referentin für Familienarbeit beim Diakonischen Werk in Niedersachsen, an die Anfänge von wellcome und dem Umsonstladen für Babyerstausstattung. Mit vielfältigen Projekten und Angeboten suche die Diakonie nach kreativen Antworten auf Herausforderungen und Fragen der Erziehung und Bildung, so Zabbee. "Denn die Anforderungen, die Eltern heute erfahren, werden höher." Der rote Faden, der sich durch alle Themen ziehe, sei dabei die Armut. "Armutsverhältnisse sind keine Episode, sondern ein Dauerzustand." Und insbesondere Kinderarmut sei ein nachgewiesener Risikofaktor, so die Referentin für Familienarbeit.

 

Laatzens Bürgermeister Jürgen Köhne betonte, wie wichtig der Dialog zwischen Diakonie und Stadt sei, auch um zu erkennen, wo sich beide Partner ergänzen könnten. "Die Frage ist, wie es uns gelingt, Kinder so frühzeitig zu fördern, dass sie eine gute Chance haben, ins Leben zu starten." Unterstützung anbieten und Ressourcen auffüllen durch niedrigschwellige Angebote, diese Arbeit würden die Mitarbeitenden etwa im Umsonstladen mit viel Engagement, Freude und Zufriedenheit ausüben. "Eine Haltung, die zu spüren ist."

 

Einen Skandal nannte es Superintendent Detlef Brandes, dass laut aktuellen Studien 14.8 Prozent der Kinder und Jugendlichen in einer prekären Lage aufwachsen würden. Dementgegen zu wirken, sei eine politische Aufgabe, zu der alle aufgerufen seien. "Es ist ein großes Hoffnungszeichen, dass wir heute hier zusammen sind", so Brandes. Die Diakonie schaffe kleine geschützte Räume für Familien. So etwa im Umsonstladen und mit Hilfe von Programmen wie wellcome oder Familien stärken, in denen Ehrenamtliche Familien ihre Zeit und Unterstützung schenkten. Und dennoch frage er sich: "Warum ist ein Umsonstladen immer noch notwendig, in einem der reichsten Länder der Welt?"

 

Dietlind Osterkamp, Bereichsleiterin in der gemeinsamen Einrichtung Jobcenter Region Hannover und 1. Vorsitzende der Laatzener Tafel für Hemmingen, Laatzen und Pattensen e.V., kennt die Situation von Menschen in prekären Lebenssituationen sowohl aus beruflicher als auch aus ehrenamtlicher Sicht. Sie berichtete unter anderem von wöchentlich 500 bis 600 bedürftigen Menschen, die zur Laatzener Tafel kämen, um sich Lebensmittel abzuholen. "Und ich wünschte mir, sagen zu können, eine Tafel und einen Umsonstladen brauchen wir nicht", sagte die Mitgründerin dieser Einrichtung. In der Tat aber bleibe vieles, was der Staat nicht leisten könne und wo etwa die Arbeit der Diakonie unverzichtbar sei.

 

Abschließend stellte Erika Habben aus der Friedenskirchengemeinde Arnum den Gästen Elisabeth vor, ein zehnjähriges Mädchen und seine Geschichte. Und es ist eine Erfolgsgeschichte, denn Elisabeth hatte zunächst nicht die einfachsten Startbedingungen. Aber seine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern nutzte die Möglichkeit, Unterstützung durch das Projekt wellcome anzunehmen. Heute ist Elisabeth ein selbstbewusstes und fröhliches Kind. "Mit der begleitenden Unterstützung durch wellcome, bei der Ehrenamtliche Elisabeth und ihrer Familie Zuwendung und Zeit geschenkt haben, ist damals ein wichtiger Grundstein für ein gelingendes Aufwachsen des Kindes gelegt worden."  

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