Laatzen
Dienstag, 25.06.19 - 17:07 Uhr

Mit unterschiedlichen Ansichten und Wertesystemen beschäftigt

Projekt an der albert-Einstein-Schule in Laatzen

Schüler der Laatzener Albert-Einstein-Schule haben sich in dieser Woche im Projekt „Spielend gegen Rechts – Workshop für Vielfalt und Diversität“ im Programm „Demokratie leben!“ mit unterschiedlichen Ansichten und Wertesystemen beschäftigt, die in einer multikulturell geprägten Schullandschaft häufig aufeinandertreffen.

40 Schülerinnen und Schüler der Laatzener Albert-Einstein-Schule haben sich in dieser Woche im Projekt "Spielend gegen Rechts - Workshop für Vielfalt und Diversität" im Programm "Demokratie leben!" mit unterschiedlichen Ansichten und Wertesystemen beschäftigt, die in einer multikulturell geprägten Schullandschaft häufig aufeinandertreffen. Beim dem vom Verein "Waldritter" durchgeführten Projekt kamen auch Vorurteile und Ausgrenzungen zur Sprache, die sich auch in den sozialen Medien und in der digitalen Kommunikation widerspiegeln. Ziel des Projektes war es, den Schülerinnen und Schülern der Albert-Einstein-Schule gruppendynamische Funktionsweisen der Ausgrenzung näherzubringen und den jeweiligen eigenen Anteil daran zu erkennen sowie kritisch zu hinterfragen.

LAATZEN. 

Im Rollenspiel "Der Bus" sollten sich die Schülerinnen und Schüler in verschiedene Rollen versetzen und dabei auch unterschiedliche Nationalitäten annehmen. Die Rollen wurden mit Zetteln an der Kleidung deutlich gemacht. Als Szenario hatten sich die Waldritter einen Kriminalfall ausgedacht, mit dem die Teilnehmer während einer Busfahrt konfrontiert werden. "Es hat eine Messerstecherei gegeben", erklärte Dennis Lange den Schülerinnen und Schülern. Anschließend sollten diese versuchen, anhand von Gesprächen herauszufinden, wer die Tat begangen hat. "Dabei greifen die Schüler schnell auf Vorurteile zurück und schreiben den anderen bestimmte Eigenschaften zu", haben die Waldritter beobachtet. "Es sind dann zum Beispiel oft die Ausländer, die klauen oder Gewalt anwenden" - obwohl die Nationalitäten nur auf einem Zettel stehen.

 

Bei diesem Rollenspiel spürten die Schülerinnen und Schüler am eigenen Leib, wie es ist, mit vorgefertigten Meinungen konfrontiert zu werden. Im Rollenspiel "Face to Facebook" nahmen die Schülerinnen und Schüler ebenfalls unterschiedliche Rollen ein - von der Feministin über politisch Motivierte bis zum Influencer. Dies sind Personen, die aufgrund ihrer Bekanntheit oder ihres Ansehens in sozialen Netzwerken Meinungen und Empfehlungen in Sozialen Netzwerken abgeben.

 

Bei dem Rollenspiel sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versuchen, die anderen auf ihre Seite zu ziehen. "Dabei ist es den Schülerinnen und Schülern erst einmal selbst überlassen, wie sie ihre Rollen spielen", sagte Lange. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen dabei lernen, überzeugend zu argumentieren und ihre Positionen zu vertreten.

 

In der anschließenden Diskussion sprachen die Schülerinnen und Schüler darüber, wie sich das Verhalten in einem direkten Gespräch im Gegensatz zur Argumentation im Internet unterscheidet. "Hier ist das ja ganz anders", stellte ein Schüler schnell fest. Im Internet würden die Schüler wesentlich forscher argumentieren und auch wesentlich schneller beleidigend werden. "Wir sprechen auch darüber, welche Erfahrungen die Schülerinnen und Schüler selbst schon gemacht haben und wo die Grenzen sind." Die Schüler seien auf solche Situationen aber bereits gut vorbereitet, hat Lange bemerkt. "Sie wussten zum Beispiel, dass sie Screenshots machen sollten, wenn jemand zu beleidigend wird." So könnten die Schülerinnen und Schüler später Anschuldigungen oder Mobbing besser gegenüber anderen belegen.

 

In einem weiteren Rollenspiel sollten sich die Schülerinnen und Schüler - aufgeteilt in eine Jungen- und eine Mädchengruppe - in die Rolle der fiktiven Person Eva White hineinversetzen. "Wir sind im Kopf von Eva White", erläuterte Dennis Lange die Aufgabe. "Wir sind ihr Verstand und ihre Gedanken und bestimmen, wie sich Eva White präsentiert." "Ihr sollt Strategien für das perfekte Auftreten entwickeln", ergänzte Markus Lichterkus von den Waldrittern die Anweisung an die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer. Die Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Gruppe sollten sich darauf einigen, wie sich Eva White präsentieren soll. Während sich die Gespräche zunächst vor allem auf das Aussehen der fiktiven Frau konzentrierten, wurden ihr nach und nach auch Charaktermerkmale zugeschrieben. Die Jungen wollten zum Beispiel, dass Eva White selbstständig ist und Geld verdienen soll und zudem auch "sauber und ordentlich" ist. Die Mädchen beschrieben die Frau als selbstbewusst, sportlich, hilfsbereit, intelligent, höflich und stark. "Sie soll dabei nicht arrogant sein und eine positive Ausstrahlung haben. Die Fähigkeiten, Eigenschaften sowie die Wirkung auf andere sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einem großen Papierbogen aufschreiben. Im Anschluss kamen die Gruppen wieder zusammen, die Waldritter stellten die Papierbögen gegenüber. Zwischen den Jungen und Mädchen entstand zunächst eine Diskussion über die Eigenschaften, danach sprach die Gruppe gemeinsam über die entwickelten Vorschläge. "Ist das realistisch, wenn ihr die Kriterien selbst erfüllen müsstet? Könntet ihr das selbst leisten?", fragte Lichterkus in die Runde. "Es wird sehr schwierig, das alles zu erfüllen", machte ein Junge deutlich. "So lange man mit sich selbst zufrieden ist, ist es eigentlich egal, was andere über einen denken", machte ein Mädchen deutlich.

 

Im Zuge der Besprechung entstand so eine Diskussion über Erwartungshaltungen. "Alle wollen, dass man selbstbewusst oder sportlich ist", sagte Lange. "Das erwartet ihr ja auch von Eva White." Es existiere häufig eine Schablone im Kopf, wie andere zu sein haben. Das gelte auch in Sozialen Netzwerken. "Die beliebtesten Bilder sind meisten die, wo die Leute hübsch sind und Markenklamotten tragen", bemerkte eines der Mädchen. "Die Bilder sind aber meistens gestellt, sogar das Lächeln und die Freude." Lange und Lichterkus forderten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projektes auf, die eigenen Erwartungshaltungen kritisch zu hinterfragen. Denn: "So etwas erzeugt auch Frustration."

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