Hemmingen
Montag, 23.11.20 - 08:17 Uhr

Aktion Pro B3: Ein guter Tag für Hemmingen

Der Vorstand der Aktion Pro B3 Umgehung an der neuen B3 (von links): Dirk Hempel, Hilmar Demuth (beide Beisitzer), Karl Heinz Josten (Vorsitzender), Daniel Josten (Schriftführer) und Karl Ludwig Kleinschmidt (Kassierer).

HEMMINGEN. 

Die Bürgerinitiative "Aktion Pro B3 Umgehung Hemmingen e.V." erklärt zur Eröffnung der Ortsumgehung am Freitag: Wir freuen uns, dass die Umgehung nun endlich fertig ist und die Anwohnerinnen und Anwohner an der alten Bundesstraße in Arnum und Westerfeld künftig entlastet werden. Wir bedauern, dass aus nachvollziehbaren Gründen aufgrund der Pandemie keine feierliche Eröffnung möglich war. Als Initiative hatten wir uns nach dem ersten Spatenstich im Dezember 2014 entschieden, keine Stellungnahmen mehr zu veröffentlichen, um den Streit um die Umgehung nicht weiter zu befeuern, der zumindest uns nach dem offiziellen Beginn der Bauarbeiten nicht mehr sinnvoll erschien.

 

Die Hoffnung, dass damit endlich wieder mehr Sachlichkeit und Besonnenheit Einzug hielte, hat sich leider nicht immer erfüllt. Da in den letzten Tagen vermehrt Leserbriefe und Erklärungen zur Ortsumgehung veröffentlicht wurden, die auch zeigen, dass die ausführliche Diskussion im Vorfeld der Planung und bis zum Beschluss über die Finanzierung mehr als zehn Jahre später offenbar nicht mehr allen in Erinnerung ist, möchten wir als Vorstand der Bürgerinitiative noch einmal Stellung zum Projekt Ortsumgehung Hemmingen nehmen.

 

Vom Lärm der alten Bundesstraße sind in den Ortsteilen Arnum und Westerfeld insgesamt 900 Menschen unmittelbar betroffen. Sie leben in direkter Nähe zu einer Straße die nach Verkehrszählungen im Rahmen der Planung täglich zwischen 22.000 und 32.000 Fahrzeuge benutzten, darunter ein immer größerer Anteil auch immer größerer LKW. Unsere Mitglieder sind nicht wegen der geringen Immobilienpreise an die Bundesstraße gezogen, sondern wohnen zum Großteil seit Jahrzehnten, einige Familien sogar seit über 100 Jahren an dieser Straße.

 

Keineswegs sind wir begeisterte Autofahrer oder Lobbyisten der Automobil- oder Asphaltindustrie, als die wir zwischenzeitlich verunglimpft wurden. Wir sind Menschen, die seit Jahrzehnten mit immer mehr Verkehrslärm und den damit einhergehenden Einschränkungen und Gesundheitsbelastungen zu kämpfen hatten. Auch unsere Mitglieder setzen sich für Umwelt- und Klimaschutz und für eine Verkehrswende ein. Denn niemand weiß besser als viele unserer Mitglieder, wie belastend der ständig zunehmende Autoverkehr für Anwohnerinnen und Anwohner ist.

 

Aber: an der alten Bundesstraße war keine Verkehrsberuhigung und kein zusätzlicher Lärmschutz möglich. Und wir sind, nachdem wir Jahrzehnte auf eine kommende Umgehungsstraße vertröstet wurden auch nicht bereit, auf eine wann auch immer einsetzende Verkehrswende in ferner Zukunft zu warten. Fakt ist: die Zahl der Autos allein in der Region Hannover steigt kontinuierlich an, allen anderslautenden Behauptungen zum Trotz und auch ohne Umgehungsstraße. Und erst der Bau der Umgehungsstraße macht den Bau der Stadtbahn nach Hemmingen und damit den Ausbau des ÖPNV in Hemmingen überhaupt möglich.

 

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen bedanken, die uns bei unserer Arbeit unterstützt haben, gerade in der Zeit, als die Finanzierung noch nicht gesichert war und wir mit zahlreichen Aktionen, Veranstaltungen und Demonstrationen für unser Anliegen geworben haben. Neben den Entscheidern im Bundes- und Landtag geht unser Dank dabei vor allem an unseren Bürgermeister, der dieses Projekt während seiner gesamten Amtszeit konsequent unterstützt und verfolgt hat. Ganz besonders aber an all die Hemmingerinnen und Hemminger die gemeinsam mit uns aktiv und über Parteigrenzen hinweg viele Jahre für diesen Moment gestritten haben.

 

Wir hoffen, dass nach der Fertigstellung der Umgehung jetzt die Möglichkeiten genutzt werden, um die Ortsdurchfahrten in Arnum und Westerfeld so zu gestalten, dass sie für Autos nicht mehr attraktiv sind und wieder mehr Platz und Sicherheit für Fahrrad- und Fußgängerverkehr vorhanden ist.

 

Als Bürgerinitiative für den Bau der Umgehung endet unsere Arbeit an dieser Stelle. Einen letzten Kritikpunkt möchten wir jedoch vor unserer Auflösung noch anbringen: Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass die Anwohnerinnen und Anwohner der alten Bundesstraße für die "Wertsteigerung" ihrer Immobilien zur Kasse gebeten werden sollen. Das geschieht in Hemmingen auch an anderer Stelle nicht und es hat für den jahrzehntelangen Wertverlust auch nie eine Entschädigung gegeben.

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