Pattensen
Freitag, 10.09.21 - 08:01 Uhr

Verwaltung startet Online-Umfrage zur Jugendarbeit

Die Stadt Pattensen führt eine Online-Umfrage unter 9-20-jährigen durch, um ein neues Konzept für die Jugendarbeit zu entwickeln. Auch das Jugendparlament ist eingebunden.

PATTENSEN. 

Ein neues Konzept muss her - so lautet die Überzeugung, die in Politik und Stadtverwaltung herrscht, seitdem die Stadt vor einigen Monaten das von der Jugendpflege entwickelte Konzept zur Jugendarbeit in Pattensen vorgestellt und nach massiver Kritik aus der Politik zurückgezogen hat. Das Konzept sei bezugnehmend auf eine bereits mehr als 30 Jahre alte Richtlinie immer nur aktualisiert, aber nie grundlegend neu gestaltet worden, teilt Bürgermeisterin Ramona Schumann mit. "Die Freizeitmöglichkeiten und Erwartungen der Kinder- und Jugendlichen sind heute anders als noch 1989, wo es keine Handy-Apps, kein Netflix und kein Internet gab. Das müssen wir in unserer Jugendarbeit auch konzeptionell abbilden", meint Schumann.

 

Um das zu tun, startet die Stadt eine Online-Umfrage unter allen Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 bis 20 Jahren in Pattensen. "Wir wollen herausfinden, was die Kinder und Jugendlichen in Pattensen bewegt, wo sie Ihre Freizeit verbringen und was sie sich von der städtischen Jugendarbeit wünschen", schildert Philipp Nixdorf, Sachgebietsleiter für Bildung, Betreuung und Sport bei der Stadt, der die Umsetzung der Umfrage koordiniert. "Wir wissen derzeit gar nicht, ob wir die Kinder und Jugendlichen in Pattensen mit unseren Angeboten wirklich erreichen", meint er.

 

"Gute Jugendarbeit muss sich nach den Interessen der Kinder und Jugendlichen richten. Die wissen schließlich selbst am besten, was sie wollen", ergänzt Schumann. "Angebote wie der Ferienpass werden gut angenommen aber vielleicht gibt es Dinge, die wir gar nicht auf dem Schirm haben, die für Jugendliche aber wichtig sind", erläutert Stadtjugendpfleger Tim Riebe. Die Tatsache, dass 9- bis 20-Jährige die Zielgruppe der Umfrage bilden, sei bei deren Konzeption durchaus herausfordernd gewesen, schildert Nixdorf. "Grundschulkinder verstehen manche der Fragen vielleicht nicht", gibt er zu bedenken.

 

Daher hat die Stadtverwaltung sich mit den Leitungen der Grundschulen und der KGS darauf verständigt, dass die Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer regulären Unterrichtsstunde an der Umfrage teilnehmen. "So können die Lehrkräfte gegebenenfalls auch etwas erläutern, falls jüngere Schüler Formulierungen in der Umfrage nicht verstehen", betont Stadtjugendpflegerin Claudia Schoppmeier, die auch an der KGS arbeitet. Die Umfrage im Unterricht durchzuführen, habe zudem den Vorteil, dass so sichergestellt werde, "dass viele junge Menschen sich beteiligen", meint Nixdorf. So würden repräsentative Ergebnisse erlangt.

 

Beteiligt wurde beim Erstellen der Umfrage auch das Jugendparlament. Die Fragen seien dem Jugendbürgermeister zugeschickt und im Jugendparlament besprochen worden, sagt Nixdorf. Eine Rückmeldung der Jugendvertretung sei gewesen, dass der ursprünglich angedachte Umfrageumfang zu groß sei, wodurch die Gefahr bestehe, dass nicht alle Fragen beantwortet werden. "Wir haben deshalb einige Fragen weggestrichen und uns auf das Wesentliche konzentriert", sagt Alexandra Krämer, Auszubildende bei der Stadt, die darauf achtete, dass die Frageformulierungen so kindgerecht wie möglich gewählt wurden.

 

Der Ablauf der Umfrage ist Nixdorf zufolge sehr einfach. "Wir haben Postkarten mit einem QR-Code bedruckt. Wenn die Kinder und Jugendlichen den Code mit ihrem Handy scannen, gelangen sie direkt zur Umfrage. Wir verschicken zusätzlich noch einen Brief an alle 9 bis 20-jährigen in Pattensen, in dem wir für die Umfrage werben und den Umfrage-Link beifügen. "So wollen wir auch diejenigen erreichen, die zwar in Pattensen wohnen, aber nicht hier zur Schule gehen", sagt Ali Kara, Fachbereichsleiter Soziale Dienste bei der Stadt. Dass die Umfrage übers Handy durchgeführt wird, habe sich auch auf das technische Design ausgewirkt, erklärt der städtische IT-Systemadministrator Niklas Ohlendorf, der die Umfrage softwaretechnisch aufbereitet hat.

 

"Bei manchen Fragen wäre es wünschenswert gewesen, mehr an Antwortoptionen und Freitextfeldern anzubieten", so Ohlendorf. Das allerdings hätte sich auf einem Handy-Display nicht gut darstellen lassen. Daher habe man sich bei diversen Fragen auf eine Antwortoption mit einer Beurteilung auf Basis von 1-5 Sternen geeinigt. "Das kennen die Jugendlichen ja von Apps und vom Online-Shopping, wo dieses Sterne-Ranking üblich ist", meint Alexandra Krämer. Auf die Frage nach dem Datenschutz angesprochen, versichert die Stadt, dass die Umfrage völlig anonym ablaufe. Man habe sich bei dem Datenschutzbeauftragten der Stadt Pattensen rückversichert, dass das Umfrage-Programm allen Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung entspricht, erklärt Nixdorf. Einsicht in die Rohdaten aus der Umfrage hätten nur er und Ohlendorf. Sie könnten zwar vergleichen, ob zum Beispiel 12-jährige Mädchen aus Jeinsen andere Freizeitwünsche haben als 14-Jährige Jungen aus Hüpede, daraus ließe sich aber nicht auf die Identität der Antwortenden schließen.

 

"Wir fragen niemanden nach seinem oder ihrem Namen", betont Ohlendorf. Nach Auswertung der Ergebnisse würden dann auch alle Daten gelöscht. "Die Ergebnisse der Umfrage sollen in einem Bericht veröffentlicht und auch auf der städtischen Homepage zugänglich gemacht werden", sagt Schumann. Die Laufzeit der Umfrage ist von 20. September bis 19. Oktober vorgesehen. Die Ergebnisse sollen Ende November präsentiert werden. Zudem wird es einen Workshop geben, in dem Konsequenzen aus den Umfrageergebnissen diskutiert werden. Daran sollen Jugendliche, Mitarbeiter der Jugendpflege und Mitglieder der Politik teilnehmen. "Dann haben wir genug Input, um eine zeitgemäße Richtlinie für die Jugendarbeit erstellen zu können", meint Ali Kara.

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