Laatzen

Digitalisierung und Aufsicht: Was das DACHL-Treffen 2025 für Niedersachsen bedeutet

Auf den ersten Blick scheint die Glücksspielaufsicht ein Thema für Juristen und Behörden zu sein. Doch beim diesjährigen DACHL-Treffen 2025 in Halle an der Saale wurde deutlich, hinter der Regulierung steht längst eine tiefgreifende technologische Entwicklung, die auch für die Wirtschaft in Niedersachsen relevant ist.

Vertreter der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) trafen sich dort mit Aufsichtsstellen aus Österreich, Liechtenstein und der Schweiz. Ziel war es, den digitalen Wandel in der Regulierung besser zu koordinieren, mit direktem Einfluss auf Branchen, die in der Region Hannover bereits von datengetriebener Technologie profitieren.

Die neue Dimension der Aufsicht

Die Glücksspielbranche steht seit Jahren im Fokus europäischer Regulierung. Doch was in der Öffentlichkeit oft als restriktive Maßnahme wahrgenommen wird, ist in Wirklichkeit ein groß angelegtes Digitalprojekt. Die GGL arbeitet derzeit an der Reform des Glücksspielstaatsvertrags, der die technische Aufsicht neu definieren soll.

Künftig sollen Daten aus unterschiedlichen Quellen, etwa von Zahlungsdienstleistern, Hosting-Providern oder Regulierungsplattformen, in einer sicheren Infrastruktur gebündelt werden.

Ziel ist, Transaktionsströme in Echtzeit nachverfolgen und Unregelmäßigkeiten schneller erkennen zu können. Damit verbunden ist der Aufbau einer gemeinsamen Datenbasis mit europäischen Partnern, die langfristig auch anderen Aufsichtsbereichen zugutekommen könnte.

In Halle wurde diskutiert, wie solche Datenräume nach dem Vorbild von GAIA-X organisiert werden könnten. Der Gedanke: Behörden, Forschungseinrichtungen und lizenzierte Anbieter greifen auf dieselbe technische Architektur zu, ohne vertrauliche Informationen direkt auszutauschen.

Dabei agieren viele Anbieter außerhalb der Aufsicht der Glücksspielbehörde. Diese Plattformen sind ohne Lizenz aus Deutschland, jedoch häufig in anderen europäischen Staaten registriert und unterliegen dort vergleichbaren Kontrollmechanismen. Ihre Zahl wächst stetig, was zeigt, dass der Markt dynamisch bleibt und neue technische Standards schnell adaptiert werden.

Viele dieser Unternehmen setzen auf hochentwickelte Sicherheitssysteme, verifizierte Zufallsgeneratoren und verschlüsselte Zahlungsprozesse, um Vertrauen und Transparenz zu schaffen. Damit tragen sie dazu bei, dass sich der europäische Glücksspielmarkt zunehmend als Technologie- und Innovationssektor etabliert.

Für die Aufsichtsbehörden bedeutet das jedoch, dass sie künftig stärker auf internationale Zusammenarbeit angewiesen sind. Nur durch den Austausch von Daten, klar definierte Schnittstellen und gemeinsame Richtlinien lassen sich Märkte steuern, die längst über nationale Grenzen hinaus agieren.

In Halle wurde deshalb betont, dass die Reform des Glücksspielstaatsvertrags nicht nur als nationale Maßnahme zu verstehen ist, sondern als Teil einer größeren europäischen Digitalstrategie. Sie soll gewährleisten, dass technische Standards und Regulierungsmechanismen grenzüberschreitend harmonisiert werden – ein Schritt, der sowohl der Transparenz als auch der Wettbewerbsfähigkeit dient.

Digitalisierung trifft Verwaltung

Für Niedersachsen, insbesondere für die Region Hannover mit Städten wie Laatzen, Hemmingen und Sarstedt, hat dieses Thema praktische Bedeutung. Hier arbeiten bereits mehrere mittelständische IT-Dienstleister an Cloud-, Sicherheits- und Datenlösungen für öffentliche Institutionen.

Gerade Unternehmen aus Laatzen und Hemmingen, die in der Softwareentwicklung oder Netzwerktechnik tätig sind, sehen in der zunehmenden Digitalisierung der Aufsicht neue Auftragschancen. Durch die Integration von Datenbanken, Schnittstellen und sicheren Übertragungswegen entstehen neue Anforderungen an IT-Infrastruktur, Zertifizierung und Beratung.

Die Wirtschaftsförderung Region Hannover (WRH) beobachtet diese Entwicklung aufmerksam. „Die Verbindung von Regulierung und Technologie ist ein Wachstumsfeld, das auch regionale Dienstleister stärken kann“, heißt es dort. Viele lokale Betriebe, die bisher im Finanz- oder E-Government-Bereich aktiv waren, könnten künftig an Projekten beteiligt werden, die europaweite Datenstandards entwickeln.

Das DACHL-Treffen zeigte außerdem, dass der Glücksspielmarkt selbst zu einer treibenden Kraft der Digitalisierung geworden ist. Moderne Online-Anbieter, ob in Deutschland, Österreich oder anderen EU-Staaten, setzen längst auf verschlüsselte Transaktionssysteme, algorithmische Spielkontrollen und automatisierte Identitätsprüfungen.

Diese Technologien ähneln jenen, die in der Region Hannover in anderen Branchen erprobt werden, etwa in der Logistik oder im Gesundheitswesen. Dort geht es ebenfalls um sichere Datenübermittlung, Nachvollziehbarkeit und Transparenz. Für Forschungsinstitute und Fachhochschulen in der Umgebung, darunter die Hochschule Hannover, ergibt sich dadurch ein interdisziplinäres Anwendungsfeld.

Internationale Kooperationen als Impulsgeber

Die GGL will mit ihren DACHL-Partnern künftig enger zusammenarbeiten, um regulatorische Innovationen gemeinsam voranzutreiben. Dabei geht es um die Nutzung künstlicher Intelligenz, um auffällige Zahlungsbewegungen oder Werbemuster zu erkennen, ohne persönliche Daten offenzulegen.

KI-gestützte Systeme sollen zum Beispiel künftig helfen, zwischen regulierten und nicht regulierten Angeboten zu unterscheiden, indem sie Text- und Bildinhalte automatisiert analysieren. Das könnte in Zukunft auch für andere digitale Märkte, etwa E-Commerce oder Medienplattformen, von Bedeutung sein.

In Halle wurde zudem betont, dass Regulierung nur funktionieren kann, wenn Forschung und Wirtschaft eng eingebunden sind. Aus diesem Grund wird die GGL laut internen Plänen mehrere Pilotprojekte mit deutschen Hochschulen starten. Auch Kooperationen mit Unternehmen aus der IT-Sicherheitsbranche sind vorgesehen.

Für die Region Hannover könnte das mittelfristig bedeuten, dass Projekte im Bereich RegTech (Regulatory Technology) oder Datenanalyse verstärkt nach Niedersachsen vergeben werden. Firmen, die bereits Erfahrung mit Datenschutz-Audits oder digitaler Infrastruktur haben, werden künftig stärker gefragt sein.

In Sarstedt entstehen derzeit erste kleine Start-ups, die sich auf Compliance-Software und Datenmanagement spezialisiert haben. Ein Beispiel ist ein junges Gründerteam, das eine Anwendung entwickelt, um Berichte für Aufsichtsbehörden automatisiert zu erstellen. Solche Innovationen zeigen, wie neue rechtliche Anforderungen auch wirtschaftliche Kreativität fördern können.

Der Blick nach vorn

Bis Ende 2026 soll laut § 32 des Glücksspielstaatsvertrags eine umfassende Evaluierung der bisherigen Regulierung erfolgen. Sie wird untersuchen, wie sich die rechtlichen Anpassungen auf den Markt und die technologische Entwicklung ausgewirkt haben.

Die Ergebnisse dürften auch für Regionen wie Hannover, Laatzen oder Sarstedt interessant sein. Denn sie geben Aufschluss darüber, welche Technologien künftig gefördert werden und welche Standards europaweit verbindlich werden könnten. Branchenexperten erwarten, dass der Bereich RegTech, also digitale Werkzeuge für Aufsichtsprozesse, zu einem der wichtigsten Wachstumsmärkte im europäischen Technologiebereich wird.

Das DACHL-Treffen 2025 hat also gezeigt, dass Regulierung mehr ist als Kontrolle, sie ist ein Katalysator für Innovation. Die Verbindung von Recht, Technologie und Forschung schafft neue wirtschaftliche Perspektiven, auch für regionale Unternehmen und Bildungseinrichtungen.

Für die Region Hannover bedeutet das, Digitalisierung ist längst kein fernes Zukunftsprojekt mehr, sondern konkrete Realität. Unternehmen aus Laatzen, Hemmingen und Sarstedt, die auf IT-Sicherheit, Cloud-Architektur oder Datenanalyse spezialisiert sind, haben die Chance, Teil einer europäischen Bewegung zu werden, die Verwaltung und Technologie zusammenführt.

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