Fußball: Mit 49 Jahren wird noch souverän das Tor gehütet

SARSTEDT. 

Dass Mutter und Tochter in ein und der selben Mannschaft Fußball spielen, das erzeugt keine Probleme. "Jedenfalls nicht für uns", sagt Ramona Prystawek. Und: der Rest der Mannschaft könnte vom Alter her betrachtet ebenfalls Torfrau Prystawek zur Mutter haben.

Keine Frage: Sport treiben in Ramona Prystaweks Alter eine Menge Menschen: Schwimmen oder Joggen, Radfahren oder Boule, Gymnastik, Tennis, Tischtennis und Tanzen oder sie erwerben das Sportabzeichen. Für manche ist auch Golf eine Option, wenn sie es sich leisten können. Aber Fußball? Bei den Männern ist das durchaus normal, letztlich gibt es dort entsprechende Altersklassen wie Ü40 und Ü50. Aber bei den Frauen? Dass Ramona Prystawek beim FC Ruthe zwischen den Torpfosten ihren Platz hat und ihre Frau steht, wenn ihr dann und wann die Bälle um die Ohren fliegen, mag den körperlichen Einsatz ein wenig relativieren, sie muss nicht unentwegt wie die Feldspielerinnen über den Rasen hecheln.

Und doch: auch die körperliche Verfassung einer Torfrau wird beim Training und während der Spiele auf die Probe gestellt. "Erstens mache ich das gern und zweitens brauche ich das auch", betont sie frank und frei. Dreimal in der Woche wird trainiert, dazu kommt das Spiel und ihr Freizeitjob als Trainerin der Mädchenmannschaft im FC Ruthe, allerdings das zusammen mit ihrem Ehemann Gerhard Prystawek. Nach der Philosophie "Älter werde ich später" macht ihr das Ganze richtig Spaß.

Dabei sind die Anfänge hin zum Mädchen- sowie Frauen-Fußball für Ramona Prystawek nicht so ganz einfach, denn: "Meine Eltern haben mir das zunächst nicht erlaubt", kramt sie in ihren Erinnerungen. 1985 ist es dann aber doch soweit, beim PSV Grün-Weiß Hildesheim absolviert sie ihre ersten Spiele - als Feldspielerin. "Ich habe viele Positionen gespielt", sagt sie. Über den VfL Giften und den FC Concordia Hildesheim (Niedersachsenliga) und der SG Giften/Ruthe kommt sie schließlich zum FC Ruthe, das ist 2010. Dass Ramona Prystawek auch als Schiedsrichterin ihre Erfahrungen sammelt, das soll nicht unerwähnt bleiben. "In unserer Familie ist alles auf den Fußball abgestimmt."

Eine kleine Anekdote am Rande: "Als ich ins Tor wechseln sollte, war meine Bedingung, dass ich die Rückennummer Acht behalten darf." Sie durfte. Ramona Prystawek befindet sich damit in prominenter Gesellschaft: Bei der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland trug Jan Jongbloed, Torwart von Vize-Weltmeister Niederlande, ebenso die Acht auf dem Trikot.

Wie lange will Ramona Prystawek weiter am Ball bleiben? "So lange es  geht", kommt zügig die Antwort. Ein Ablaufdatum gibt es bei offenkundig bei ihr nicht.