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Dienstag, 20.12.22 - 15:45 Uhr

Der Abschied aus Katar ist auch für die deutsche Wirtschaft ein herber Schlag

Deutschland trat neuerlich nach der Gruppenphase die Rückreise an

REGION. 

Bereits vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft herrschte in der deutschen Wirtschaft wenig Begeisterung über das Turnier. Handel und Gastronomie schienen die Probleme zu erahnen. So wenig öffentliche Euphorie entstanden war, so wenig Engagement zeigte die Wirtschaft, um an König Fußball und seinem wichtigsten Turnier mitzuverdienen. Nach der vorzeitigen Abreise ist das Geschäft mit der Fußball-Weltmeisterschaft endgültig zum Erliegen gekommen. 

 

Zweite Blamage in Folge

Als Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland vorzeitig abreisen musste, konnte man das Problem noch auf den Fluch der Titelverteidiger, oder das sich abzeichnende Ende der Ära Joachim Löw schieben. Der Weltmeister-Trainer hatte zu lange an seinen vertrauten Spielern festgehalten und sich oft stur gezeigt, was seine Aufstellungen betraf. Die Fußball-Europameisterschaft 2021 schien bereits einen Anstieg der Leistungskurve zu zeigen, doch diese Hoffnung erwies sich als trügerisch. Dabei schienen die Voraussetzungen gegeben zu sein. Mit dem Wechsel von Joachim Löw zu Hansi Flick kam der erfolgreichste deutsche Vereinstrainer an Bord. Er hatte zuvor bereits den FC Bayern München aus der Krise geholt, doch in Katar scheiterte auch Flick gnadenlos. 

 

Eine unsichere Abwehr stolperte durch die drei Spiele, das Mittelfeld fand nie Anschluss an den Sturm und dort setzte Flick zu lange auf einen offenbar überforderten Thomas Müller. Was möglich gewesen wäre, zeigten zumindest Niclas Füllkrug und Jamal Musiala. Doch dem Bundestrainer fehlte der Mut, den Generationenwechsel bereits vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar einzuleiten. Die alten Helden erwiesen sich diesmal als wenig effektiv und so erlebte die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft eine ihrer bittersten Stunden. Aus der jahrzehntelangen Turniermannschaft wurde ein Fußball-Zwerg, der selbst gegen eine Mannschaft wie Costa Rica größte Mühe hatte, sich durchzusetzen. 

 

Diese Entwicklung kam auch für die Experten überraschend. Sie hatten Deutschland bei den Wetten auf Platz sechs der Favoritenliste platziert. Davon rückten die Buchmacher auch nicht nach der überraschenden Auftaktniederlage gegen Japan ab. Schließlich schien das Spiel gegen Spanien zu beweisen, dass Thomas Müller und Co. auch gegen starke Teams bestehen können. Doch diese Einschätzung erwies sich als Irrtum. Was die Sportwetten-Anbieter ärgert, freut jedoch jene Fans, die Deutschland auch bei diesem Turnier wenig Chancen auf Erfolg gaben. Gut möglich, dass die zahlreichen Diskussionen rund um das aufsehenerregende Mannschaftsfoto vor dem Spiel gegen Japan, den Fokus der Spieler verschoben hat. Wie jetzt öffentlich wird, kam dieses offenbar nur unter Gruppenzwang zustande und lenkte die Aufmerksamkeit der Spieler weg vom Sport hin zu anderen Themen. Damit hat sich wieder einmal gezeigt, dass sich jede Ablenkung negativ auf die sportliche Leistung auswirken kann.

 

Die WM wurde zur selbsterfüllenden Prophezeiung

Rückblickend bekommt man den Eindruck, dass sich hier eine selbstfüllende Prophezeiung vollzogen hat. Schon seit Monaten überwog in Deutschland eine negative Berichterstattung, die auch in der Wirtschaft ihren Niederschlag fand. So wurde etwa das Public Viewing in Berlin schon im Sommer abgesagt, selbst die letzten Getreuen in Wolfsburg gaben kurz vor dem Start der Fußball-Weltmeisterschaft auf und sagten ihr Public Viewing ab. Was früher auch in Hemmingen selbstverständlich war, wurde diesmal zur Ausnahme von der Regel. Gaststätten und Restaurants im ganzen Land zeigten wenig Interesse, die Spiele zu übertragen, im Mittelpunkt stand immer die Kritik am Gastgeberland. Doch nach dem frühen Ausscheiden, bekommt auch die Merchandising-Industrie die spielerische Blamage zu spüren. Die Trikots der Mannschaft liegen wie Blei in den Regalen.

 

Das ist wenig verwunderlich, wer möchte schließlich an die schlechten Leistungen bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft erinnert werden. Der Ausrüster Adidas musste seine deutschen Fan-Trikots bereits zu reduzierten Preisen auf den Markt werfen. Diese kosteten vor kurzem noch 90 Euro und sind jetzt zum Preis von nur 45 Euro zu haben. Doch Adidas profitiert zumindest vom Turnier selbst, schließlich tritt das Unternehmen als einer von sieben globalen Partners der FIFA auf. 

 

Doch in Deutschland dürfte es schwer werden, jetzt noch Merchandising-Artikel der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu verkaufen. Viel schlimmer trifft es hingegen den deutschen Einzelhandel. Das frühzeitige Aus der Fußballer bedeutet auch das Aus für das ohnehin schwierige Geschäft mit der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Das Gastgeberland hatte schon zuvor wenig Begeisterung ausgelöst, jetzt ist auch noch der letzte Rest verschwunden. Für viele Unternehmen im Bereich der Gastronomie und Hotellerie bleibt nur noch die Hoffnung auf ein gutes Geschäft mit den traditionellen Weihnachtsfeiern. 

 

Dass es auch ganz anders sein könnte, bewies hingegen Japan. Dort lösten die unerwarteten Erfolge des Teams eine Euphorie aus, die bis zu den Aktienmärkten spürbar war. Die Kurse der Streaming-Plattformen stiegen, weil Millionen Fans die Spiele live mitverfolgten. Ein Sportartikelhersteller verdoppelte seinen Umsatz und freute sich über den Andrang auf die Fußball-Schuhe. Deutschlands Erwartungen auf ein großes Comeback liegen hingegen in Trümmern. Wie es weitergeht, ist weiterhin offen. 

 

Jetzt kommt es zum großen Umbruch

Schließlich standen nicht nur einzelne Akteure im Mittelpunkt der Kritik, sondern der ganze DFB. Oliver Bierhoff bekam dies als Erster zu spüren, sein Vertrag wurde mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Nach 18 Jahren beim DFB und dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien endet damit, nach jener von Joachim Löw, eine weitere Ära. Mit diesem Befreiungsschlag hofft der DFB offenbar die Basis für einen Neustart zu legen. 

 

Bundestrainer Hansi Flick steht zwar ebenfalls in der Kritik, möchte aber jedenfalls weitermachen. Wenn er dazu die Chance erhält, hat er jetzt 18 Monate Zeit, die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft von Grund auf zu erneuern. Dann steht die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland auf dem Programm. Spätestens zu diesem Zeitpunkt erwarten sich Fans und Wirtschaft eine triumphale Rückkehr an die Spitze des internationalen Fußballs, die das Geschäft heimischer Unternehmen wieder ankurbelt.

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